Die Stiftung Männergesundheit lädt am 17. November 2022 zur Präsentation des mittlerweile 5. Männergesundheitsberichts »Junge Männer und ihre Gesundheit« ein. Im Rahmen der Online-Pressekonferenz und des anschließenden Online-Fachsymposiums werden die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 16-28 Jahre alten jungen Männern in Deutschland zur körperlichen und psychischen Gesundheit vorgestellt und aus interdisziplinärer Perspektive eingeordnet. Interessierte können sich über den beigefügten Informationsbogen anmelden.
Anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit lädt der Forschungsverbund MEN-ACCESS – Suizidprävention für Männer zum Online-Abendsymposium ein. Das Symposium richtet sich an Behandler*innen, Betroffene, Hinterbliebene sowie die interessierte Öffentlichkeit.
Netzwerkmitglied Bernhard Stier, Jungenbeauftragter des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), hat einen Info-Flyer über Chlamydien-Infektionen zusammengestellt, der sich speziell an Jungen und junge Männer wendet.
Sein Ausgangspunkt: „Chlamydieninfektionen sind die am weitesten verbreitete sexuell übertragene Erkrankung mit leider – gerade bei jungen Männern – noch immer zu geringem Bekanntheitsgrad. Das muss sich ändern!“
Der Flyer enthält auch eine Anleitung zur Hoden-Selbstuntersuchung.
Beim Netzwerktreffen am letzten Wochenende versammelten sich 20 Netzwerkmitglieder, Fachleute und Interessierte im Rathaus Charlottenburg in Berlin.
Am Freitagabend konnte ein Hintergrundgespräch mit Boris Velter, Leiter der Leitungsabteilung im Bundeministerium für Gesundheit und Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) arrangiert werden. Bei Gesprächen, Wein und Tapas klang der Abend dann aus.
Nach einer Kennenlernrunde und dem Rückblick auf Netzwerkaktivitäten in der Zeit seit dem letzten Netzwerktreffen im Herbst 2019 in Nürnberg startete die informative und höchst interessante Reihe der Vorträge und Projektpräsentationen am Samstagvormittag. Schwerpunkte waren der kommende Jungengesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit, die männerbezogene Suizidprävention sowie kommunale und regionale Zugänge der Männergesundheitsförderung. Eberhard Siegl, Sekretär des Dachverbands für Männer-, Burschen-, und Väterarbeit in Österreich (DMÖ) präsentierte das internationale Erasmus+ Projekt „Männergesundheit im Internet“.
Für eine Berliner Runde konnten am Nachmittag Arn Sauer von der Bundesstiftung Gleichstellung, Stefan Bräunling vom Kooperationsverbund gesundheitliche Chancengleichheit und Dag Schölper vom Bundesforum Männer, unserem Dachverband, in der Runde begrüßt werden. In den Gesprächen mit ihnen ging es um Männerperspektiven in den jeweiligen Arbeitszusammenhängen, Bezüge zur Jungen- und Männergesundheit sowie Möglichkeiten zur Kooperation.
Die verbleibende Zeit wurde dann für Absprachen und die Planung der Weiterarbeit im Netzwerk genützt. Dabei wurden u.a. folgende Schwerpunkte vereinbart:
das Männergesundheitsmanifest 2021 zur Notwendigkeit einer Männergesundheitsstrategie mit einem Fokus auf Depression und Suizidprävention schärfen und weitertreiben
die Männergesundheitswoche 12. – 18. Juni 2023 nutzen, um Informationen über gute Praxis der Männergesundheitsförderung aufzubereiten und in den Kooperationsverbund gesundheitliche Chancengleichheit einzuspeisen
Außerdem beschloss das Netzwerk, künftig den Aktionstag World Wide Day of Genital Autonomy (Weltweiter Tag der Genitalen Selbstbestimmung – WWDOGA) zu unterstützen. Die Vernetzung von Kommunen mit dezidierten Aktivitäten im Bereich der Männergesundheit, etwa der Entwicklung kommunaler Männergesundheitsstrategien und -konzeptionen, soll bei Gelegenheit wieder aufgenommen und fortgeführt werden.
Das nächste Netzwerktreffen im Frühjahr 2024 soll in Hannover stattfinden. Es wird von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen ausgerichtet. In die Koordination des Netzwerks steigt mit Anne Starker vom RKI eine sehr kompetente und allseits geschätzte Kollegin mit ein.
Es ist erfreulich, dass mit diesen Vereinbarungen die Weiterarbeit des Netzwerks in der nächsten Zeit auf eine gute Grundlage gestellt werden konnte. Allen Beteiligten und dem Vorbereitungsteam ein ganz herzlicher Dank!
Mit einem Spaziergang durch den Schlossgarten Charlottenburg und einer biopsychoszialen Stärkung in Altberliner Wirtshausatmosphäre klang das Netzwerktreffen aus.
Prof. Dr. Marc Luy ist Senior Scientist / Forschungsgruppenleiter, Vienna Institute of Demography / Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital (IIASA, ÖAW, Universität Wien) und Honorarprofessor an der Universität Wien
Veranstalter: Population Europe – the network of Europe’s leading demographic research centres
Why men die earlier than women: Biological factors, health behaviour and socio-economic conditions
We have known for a long time that men have a lower life expectancy than women. Researchers have been trying to identify the causes of this gender difference for almost as long. The knowledge gained so far is like a big jigsaw puzzle, of which we have most – though not all – individual pieces, that have yet to be put together to form a big picture. The event will therefore attempt to explore the most important factors and the connections linking them in order to come closer to creating an overall picture of the determinants of gender differences in mortality. In particular, the aspects will be highlighted where health policy measures should start in order to better exploit the potential of life expectancy of women and men.
German Translation
Title: Warum Männer früher sterben als Frauen: Biologische Faktoren, Gesundheitsverhalten und sozioökonomische Rahmenbedingungen
Description: Dass Männer eine geringere Lebenserwartung haben als Frauen ist seit Langem bekannt. Fast ebenso lange versuchen Forscher, die Ursachen für diese Geschlechterdifferenz zu identifizieren. Das dabei bis heute erlangte Wissen gleicht einem großen Puzzle, von dem die meisten – wenngleich nicht alle – Einzelteile vorliegen, diese aber noch nicht zu einem großen Gesamtbild zusammengesetzt werden konnten. In dem Vortrag wird daher der Versuch unternommen, die wichtigsten Faktoren und die sie verbindenden Zusammenhänge herauszuarbeiten, um der Erstellung eines Gesamtbilds der Determinanten der Geschlechterunterschiede in der Mortalität näher zu kommen. Dabei werden insbesondere die Aspekte hervorgehoben, bei denen gesundheitspolitische Maßnahmen ansetzen sollten, um das Potenzial der Lebenserwartung von Frauen und Männern noch besser auszuschöpfen.
Reinhard Winter: Porno, Sex und Männlichkeit. Wie junge Männer ihre Sexualität schaffen. Weinheim (Beltz Juventa) 2022
Das mentale und körperliche Wohlbefinden von Jungen und Männern wird durch ihre Sexualität – mit sich selbst oder mit anderen Menschen – beeinflusst. Vorstellungen und Normierungen von Männlichkeit sind damit verknüpft. Seit dem leichten Zugang zu und der massenhaften Nutzung von Porno-Clips ist dabei speziell die sexuelle Gesundheit von männlichen Jugendlichen und jungen Männern besonders in Frage gestellt.
Das Pornonutzen und die Sexualität junger Männer wurde in einer SOWIT-Studie nun erstmalig explizit im Zusammenhang mit Männlichkeitsfragen untersucht. Anlass und Hintergrund für die Studie war, dass sich die Bedingungen für die Sexualität vor allem durch das Internet erheblich verändert haben. Auch die massive Kritik an Männlichkeit (z. B. die „MeToo-Debatte“) weist auf Veränderungen hin. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, wie sich dies auf die Sexualität junger Männer (18 bis 25 Jahre) auswirkt und wie sie damit umgehen. Denn männlich zu sein ist ohne Sex schwer vorstellbar. Dementsprechend hoch ist der Aneignungsdruck für männliche Jugendliche und junge Männer.
Im Schnittfeld von Sexualität und Männlichkeit zeigen sich Verwerfungen, die Koordinaten haben sich verschoben, in denen sich männliche Sexualität entwickelt: Männlichkeit wird kritisiert und Pornos sind zum einflussreichen Medium geworden. Junge Männer heute sind „porn natives“, die traditionelle Männlichkeitskonzepte ablehnen und Sexstress erleben. Als männliche Praxis müssen junge Männer ihre Sexualität schaffen, sie gleichermaßen bewältigen, wie auch kulturell passend neu kreieren. Wie sie das tun wird in der Studie anhand von qualitativen und quantitativen Daten aufgezeigt. Neben jungen Männern wurden flankierend auch gleichaltrige junge Frauen und ein Porno-Darsteller interviewt. Die Studie wurde unabhängig durchgeführt und weder von öffentlichen Einrichtungen (mit Präventionsaufträgen), noch von Wirtschaftsunternehmen (mit kommerziellen Interessen) finanziert.
Reinhard Winter Porno, Sex und Männlichkeit Wie junge Männer ihre Sexualität schaffen Weinheim (Beltz Juventa) 2022
nach einem letzten Präsenztreffen 2019 in Nürnberg, dem Online-Jubiläum zum 15-jährigen Bestehen unseres Netzwerks im November 2020 und einigen Aktivitäten seither – wie etwa dem Männergesundheitsmanifest, der Mitarbeit in der Kampagne zum Tag der ungleichen Lebenserwartung oder der Vernetzung „männergesunder“ Kommunen – soll es nun endlich wieder eine Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung in der persönlichen Begegnung geben. Herzlich laden wir deshalb alte, neue und Interessierte zum Treffen in Berlin ein.
Am Freitag wollen wir das Netzwerktreffen in lockerer Runde beginnen. Ein gemeinsames Abendessen soll Gelegenheit zum Austauschen und Kennenlernen bieten. Das inhaltliche Programm am Samstagvormittag soll aktuelle Informationen bieten und zur fachlichen Diskussion anregen. Hier geht es etwa um den im November erscheinenden Gesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit, der sich jungen Männern und deren Gesundheit widmet, oder um männerbezogene Suizidprävention. Zur Kurz-Präsentation aktueller Praxisprojekte und Aktivitäten wird es ein Blitzlicht-Format geben.
Beiträge dazu sind erwünscht und können gerne bei der Vorbereitungsgruppe vorgeschlagen werden. Wir bitten auch darum, eigene Berichte, Materialien usw. mitzubringen. Beim Berliner Netzwerktreffen wollen wir vor allem strategische Rahmenbedingungen in den Blick nehmen – ob im kommunalen, regionalen, betrieblichen oder (gesundheits-) politischen Setting. Dazu dient insbesondere auch die „Berliner Runde“ am Samstagnachmittag.
Abschließend wird es dann um Verabredungen, mögliche gemeinsame Aktivitäten und um die Zukunftsperspektiven im Netzwerk gehen. Nach der Abschlussrunde und etwas „Bewegung im Park“ kann das Netzwerktreffen dann bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.
Wir danken allen Mitwirkenden sowie dem Rathaus Charlottenburg für die Gastfreundschaft und freuen uns auf zahlreiche Teilnahme und ein gelingendes Netzwerken!
Thomas Altgeld, Hannover | Gunter Neubauer, Tübingen | Anne Starker, Berlin | Matthias Stiehler, Dresden
Der Leitfaden »Männer gut beraten. Ein Leitfaden zur geschlechterreflektierten Beratung von Jungen, Männern und Vätern« des Bundesforums Männer erschien im Mai 2022. Er entstand im Zusammenhang mit Aktivitäten zum vom Bundesforum koordinierten Männerberatungsnetz und den Netzwerktreffen Männerberatung – das nächste, bereits 8. Netzwerktreffen Männerberatung dann am Freitag, 18. November 2022 von 10.30 bis 16.00 Uhr in Berlin. In Netzwerk wie Leitfaden geht es u.a. um Qualität und Standards von Männerberatung bzw. geschlechterreflektierter und männlichkeitsorientierter Beratungsarbeit. Aufgrund der erfreulich hohen Nachfrage war nun bereits die Zweitauflage fällig.
Nach qualitativen Kriterien unterscheidet der Leitfaden die „allgemeine Beratung auch für Männer“, eine »MännerThemen«Beratung und die „Männerberatung“ im engeren Sinn. Er nennt u.a. „gesundheitliche Krisen“ von Männern als Beratungsanlass (S. 15), eine urologische Gesundheitsberatung als Anlass von »MännerThemen«Beratung (S. 21) sowie – neben „Vaterschaft und Familie“, „Gewalt“, „Devianz und soziale Lage“, „Flucht, Migration und Integration“ – die Bereiche „Selbstsorge und Gesundheit“ und „Sexualität“ bzw. Sexuelle Gesundheit als zentrale Themenbereiche in der Männerberatung im engeren Sinn (S. 41). Ein eigenes Kapitel informiert über „Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“ am Beispiel der Beratung zu psychischen Belastungen von Männern durch die Beratungsstelle Blaufeuer in Berlin (S. 69 – 71). Auch unter „Literatur“ und „Empfehlungen zum Weiterlesen“ finden sich (Männer-) Gesundheitsbezüge.
Aus der Ankündigung:
Mit Geschlechterbildern – ihrer Pluralisierung, aber auch ihrer beharrlichen Wirkung – haben wir alle jeden Tag zu tun. Dies gilt auch für die Beratung – für die Person, die Beratung nachfragt, wie für die Person, die beratend tätig ist. Männer, so die noch immer weitverbreitete Sicht, sind nicht hilfsbedürftig und verletzlich – weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dies wird tatsächlich noch oft tabuisiert, sowohl individuell als auch im gesellschaftlichen Ganzen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und wie Geschlechterbilder und Männlichkeitsanforderungen in Beratungskontexten Wirkung entfalten, selbst im Fokus sind oder zumindest mitbeachtet gehören. Genau hier setzt der im Mai 2022 vom Bundesforum Männer veröffentlichte Leitfaden zur geschlechterreflektierten und männlichkeitsorientierten Beratung von Männern an. Ausdrücklich lädt er dazu ein, Männer in Beratungskontexten weder als geschlechtsneutrale Klienten zu begreifen noch ihnen mit unreflektierten geschlechterstereotypenErwartungshaltungen zu begegnen. Der Leitfaden will dazu ermuntern, die »Geschlechterbrille« aufzusetzen und in Beratungsprozessen sensibel zu sein für die Wirksamkeit von Männlichkeitsbildern und -anforderungen: im Denken, Sprechen und Handeln sowohl der männlichen Klienten als auch in der eigenen Rolle als professionelle Fachkraft.
Der Leitfaden hat einführenden Charakter und will dazu anregen, sich intensiver mit Fragen rund um Männlichkeit im Kontext der Beratung von Männern zu befassen. Dazu gibt der Leitfaden einen Überblick zum Thema »Männerberatung«, geht auf konzeptionelle und methodische Fragen ein, liefert praktische Beispiele und gibt weiterführende Hinweise.
Vortrag Dr. Christoph Schwamm, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
19. Juli 2022, 18:15 Uhr
Im Rahmen von: GENDER, GENDER-BIAS UND GESCHLECHTERSENSIBLE MEDIZIN: HISTORISCHE UND AKTUELLE PERSPEKTIVEN. VORTRAGSREIHE INSTITUT FÜR GESCHICHTE UND ETHIK DER MEDIZIN HEIDELBERG, SOMMERSEMESTER 2022
Männer sterben in Deutschland im Durchschnitt 5 Jahre früher als Frauen. Unbestritten ist heute, dass die Ursache dafür nicht ausschließlich in der Biologie zu suchen ist. Kontrovers diskutiert wird jedoch die Frage, wie es zu dieser Schieflage kommen konnte. Anhand aktueller Debatten soll ein Überblick über die Forschungslage zur Geschichte der Männer*gesundheit gegeben werden. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe nähern sich Medizin, Geistes- und Kulturwissenschaften mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven und Positionen der Frage, welchen Einfluss „gender“ gegenwärtig in der Medizin und Gesundheitsversorgung hat sowie in der Geschichte hatte.
Die Vortragsreihe gibt Einblicke in den in Deutschlands Medizinischen Fakultäten noch jungen Bereich der Gendermedizin, aktuelle Forschungen zur Verbindung von Geschlecht und Gesundheitsverhalten, sowie den Bereich der Gender- und Queer History in der Medizingeschichte.
Die Veranstaltungsreihe ist Teil des Lehr- und Forschungsschwerpunkts Gender & Medizin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät Heidelberg.