Helden-Diskurse in der postheroischen Gesellschaft…
„Im Laufe der Geschichte haben Männer zahlreiche heroische Ideale für sich geschaffen: Strahlende Sieger, selbstherrliche Schöpfer, Abbilder Gottes. Doch jedes Ideal entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Überforderung, an dem der Mann schliesslich zerbricht. Die vierte Schau der beiden Gastkuratoren Stefan Zweifel und Juri Steiner im Landesmuseum unternimmt einen Streifzug durch die europäische Kulturgeschichte des Mannes. Zeugnisse der vergangenen zwei Jahrtausende aus Philosophie, Gesellschaft oder Medizin illustrieren den Männlichkeitsbegriff und das Ringen um diesen. Seine Spuren finden sich durch die Jahrhunderte in Kunst, Geschichte, Literatur oder Kino.“
Die Züricher Ausstellung Der erschöpfte Mann ist wenig erschöpfend, sie arbeitet sich punktuell an Heroen und Asketen ab. Zwar wird auf zeitgenössische und spätere Infragestellungen dieser Leitbilder verwiesen, aber man bleibt doch im „Höhenkammdiskurs“ von Kunst und Literatur.
Eine sozialhistorische Rückbindung an konkurrierende und gelebte Männlichkeiten fehlt völlig. So wird jenseits aller sozialen und ökonomischen Zwänge die freie Wählbarkeit des Männlichkeits-Modells suggeriert. Fragwürdig! Erschöpft ist dieser Kuratorendiskurs! Die Ausstellung HELDEN. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen im LWL-Industriemuseum Heinrichshütte Hattingen war 2010 schon viel weiter!
Martin Dinges
Auf der Ausstellungs-Homepage finden sich ein Trailer, Podcasts (Von der Antike zum Ersten Weltkrieg, Das 20. Jahrhundert), Blogbeiträge (Laokoon-Skulptur, Frauen im eidgenössichen Söldnerwesen, 1914: Der Mann im Trommelfeuer) und Texte (Medienmitteilung, Gang durch die Ausstellung).