Unser Gründungsmitglied Stefan Beier, ab 2010 auch langjähriges (Gründungs-) Vorstandsmitglied im Bundesforum Männer, ist der erste Bildungsreferent für Männergesundheit in Sachsen.
1. Was hat mich 2005 zur Mit-Gründung des Netzwerks motiviert?
Ich wollte dazu beitragen, dass Männer gesünder werden und dass die Fachwelt endlich für männerspezifische Bedarfe sensibilisiert wird.
Es war sehr offensichtlich, dass der Gesundheitsbereich blinde Genderflecken hatte. Es wurde recht viel darüber gesprochen, dass die medizinische Forschung Frauen nicht im Blick hatte, aber wenig darüber, dass Männer vom Sozial- und Gesundheitswesen kaum als Adressaten registriert wurden.
Es hieß: Männer leben einfach ungesünder und sterben früher – das wurde achselzuckend zur Kenntnis genommen.
Die zumindest in der Männerfachszene immer offenkundiger zutage tretenden Defizite seitens der Experten und Anbieter als auch die mangelnde Selbstsorge von Männern riefen nach Aktion, es musste sich was ändern. Schon Jahre vorher gab es in Bielefeld ein Treffen von Akteuren, die einen Männergesundheitsbericht anstoßen wollten. Die vereinzelt aktiven, aber sehr motivierten Männer in der Fachszene zu vernetzen war naheliegend, um gemeinsam mehr voranzubringen.
2. Was hat sich seither im Bereich Jungen- und Männergesundheit verändert?
Das Thema hat sich in die Breite und in die Tiefe entwickelt. Es gibt viel mehr Akteure im Feld, in Forschung und Praxis, viel mehr Diversifizierung. Die Stiftung Männergesundheit wurde gegründet und hat viel vorangebracht. Es gibt etliche Männergesundheitsberichte und zahlreiche weitere Veröffentlichungen, Veranstaltungen etc. Die BZgA hat das Männergesundheitsportal eingerichtet und veranstaltet regelmäßig Tagungen.
Es gibt in der Medizin die offizielle Zusatzbezeichnung „Männerarzt“, leider mehr als Alibi denn als sinnvolle Neuerung.
Das Netzwerk hat an Interesse und Zulauf gewonnen, wenngleich die Jungengesundheit oft unterbelichtet bleibt. Und gaaanz langsam kommt das Thema auch ab und zu in der Politik an – oder sogar bei Fördergebern: Im Land Sachsen gibt es den ersten, aus Landesmitteln finanzierten „Bildungsreferenten Männergesundheit“ bundesweit. Es sind immer noch Anfänge, aber bekanntermaßen braucht es ja „ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“ (Weber).
3. Wie hat sich für mich persönlich verändert durch mein Engagement für Jungen- und Männergesundheit?
Mal vorab: Viel gesünder geworden bin ich nicht. Das hätte besser laufen können. Damit bin ich aber in guter Gesellschaft, denn auch allgemein gilt: Bis zum im Schnitt gesunden Mann, mit guter Selbstsorge und Gesellschaftsbedingungen, die das erlauben, ist es noch ein sehr weiter Weg. Darum wird es hauptsächlich gehen in Zukunft: Wie kann das viel mehr gefördert und etabliert werden?
Für mich persönlich ist die Männergesundheit ein selbstverständlicher Teil meines Arbeitsfeldes geworden, nicht mehr nur Ehrenamt wie noch bei der Gründung.
Vor allem aber habe ich im Laufe der Jahre eine Vielzahl von tollen und zugewandten Männern (und neuerdings auch Frauen) kennengelernt, die sich engagieren und denen ich mich kollegial und freundschaftlich verbunden fühle. Vor allem die Netzwerktreffen atmen diesen Geist und tun immer auch Körper, Herz und Seele gut, nicht nur dem Verstand. Ohne diese Zusammenarbeit wäre die Männergesundheit nicht nur ärmer, sondern auch anstrengender.
Stefan Beier, Bildungsreferent Männergesundheit bei der Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen, Dresden
15 Jahre Netzwerk Jungen- und Männergesundheit – Online-Treffen Fr 6.11.2020 14:00 – 16:00, Anmeldung hier